Nikolaus Orientierungslauf in Bierbach, 08.12.2018

Liese Bär und Reiner Wagner haben sich bereits am letzten Wochenende auf ein völlig neues Terrain gewagt und waren beim OL des TV Biebach zu Gast. Mit Spaß und Erfolg ! Und Nachts !

Titelbild: nachgestellte Szenerie

Hier der detaillierte Bericht von Liese:

OL- Zwei Buchstaben, die für eine andere (Lauf-) Welt stehen. OL steht für Orientierungslauf. Ein äußerst populärer Sport in Skandinavien und der Schweiz, wohingegen er bei uns als Sparte innerhalb kleiner Sportvereine ein weitgehend unbeachtetes Dasein führt.

Gesehen hatte ich diese Sportart zum ersten Mal im Fernsehenin einem schwedischen Krimi. Sah irgendwie cool aus. Tips von Basti und Michelle brachten Reiner und mich schließlich zum TV Bierbach.

Auch vom Namen her hörte sich das schon mal grundsympathisch an.

Noch mehr freuten wir uns, als wir auf Anfrage hin spontan eine Einladung zum diesjährigen OL am Samstag, den 8.Dezember erhielten. DieVeranstaltung sei nicht nur die letzte in der Saison, sondern etwas ganz Besonderes, nämlich ein Nachtorientierungslauf. Aber alles kein Problem, mit Kopflampe und Begleitung durchaus zu bewältigen.

Nacht-Orientierungslauf?? Mit Kopflampe durch Feld und Flur?Im Dunkeln durch die Hecken? Wollten wir das?

Anscheinend ja. Denn am Samstag machten wir uns dann rechtzeitig auf den Weg zur Wettkampfzentrale in der Jahnhütte in Bierbach. Dort stellte sich dann aber leider heraus, dass der nette Mensch, der sich mit uns verabredet hatte, leider erkrankt war und wir somit auf uns alleine gestellt waren.

Jens, der geduldige Mann an der Anmeldung, führte uns in die Regeln und Vorgehensweisen des Orientierungslaufes ein. Er wählte für uns die Bahn C, das bedeutete „offen mittel“ und wies eine Strecke von 3100 m mit 110 Höhenmeter aus. Diese Bahn schien für Anfänger geeignet und führte sowohl durch Gelände als auch durch bebautes Gebiet. Er erklärte uns die Karte und die aufgeführten Symbole (sehr wichtig!) der zu suchenden Stationen.

Die Karte ist im Maßstab 1:5000 und „eingenordet“, d.h. das alle senkrechten Linien nach Norden zeigen. Durch die eingezeichneten Höhenlinien erfährt man wichtige Details über das Profil, unterschiedliche farbige Kennzeichnungen informieren über Vegetation und Bodenbeschaffenheit.

Weiterhin wurden wir mit je einem Sender und einem speziellen Kompass ausgerüstet. Den Sender befestigten wir mit einem Gummiband am Finger. Die Vorgehensweise des Orientierungslaufes ist nun eigentlich wie bei einer Schnitzeljagd. Man läuft die Strecke nach der angegebenen Reihenfolge ab und verifiziert sich an den einzelnen Punkten, in dem man den Sender in die Station steckt. Aber wie findet man nun die einzelnen Stationen?

Hierzu legt man den Kompass, der seitlich ein kleines Lineal aufweist, mit der Mitte an den Punkt, an dem man sich gerade befindet. Das Lineal richtet man nun an der Strecke aus, die zu dem nächsten Punkt führt. Nundreht man so lange am Kompass, bis sich die Linien in Kompassmitte und die Nordlinienauf der Karte überschneiden. Die beiden Zeiger auf dem Kompass müssen übereinander liegen und zeigen nach Norden. Der blaue Pfeil am Ende des Lineals weist uns nun die Laufrichtung. Klang irgendwie logisch und wir machten uns auf den Weg zum Start.

Orientierungsläufer starten alle nacheinander nach einer selbst gewählten Startzeit. Aha. Wir wählten die 18:14Uhr. Vor dem eigentlichen Start mussten noch die Sender ausgelesen werden und nach unserem Aufruf konnte es losgehen.

Eigentlich waren wir schon nach fünf Metern völlig hilflos.Wie sollten wir vom Start zu unserem nächsten Punkt gelangen, ohne quer durchdie Gärten irgendwelcher Leute laufen? Wir bekamen als blutige Anfänger denTip, erst mal rechts hoch die Straße zu laufen. Alles klar, also ab bis zumEnde der Straße und dann weiter auf einem schmalen Pfad durch den Wald. Musste wohl irgendwie richtig sein, denn schon kamen uns die ersten Läufer mit Kopflampen wieder entgegen. Laut Jens sollten wir als erste Station einen Strommast suchen und in jugendlichen Leichtsinn nahmen wir an, dass das ja nicht so schwer zu finden sein dürfte. Ist ja schon groß so ein Mast. Leider hatten wir uns klugerweise für unsern ersten OL wohl den dunkelsten Abend dieses Jahres ausgesucht, begleitet von ordentlich viel Regen. Die Brille voll Regentropfen und beschlagen, die Aldi-Kopflampe am Limit sah ich eigentlich garnix.

Eine entgegenkommende junge Frau half uns dann auf die richtige Fährte. Quer durch frauhohes Gras auf huppeligem Untergrund „liefen“ wir unterhalb einer langgezogenen Hecke. Und endlich am Ende hinter der Hecke der Strommast! Unsere erste Station, also nix wie Sender rein. Juchhu!

Unser nächstes Ziel, ein allein stehender Baum, war Gott sei Dank nicht weit entfernt und leuchtete uns schon entgegen. Nachdem wir uns ausdem Gelände herausgearbeitet hatten, verlief der Rest unserer Bahn imZick-Zack-Kurs durch den Ort. Hier orientierten wir uns mehr an dem eingezeichneten Straßennetz und verzichteten auf den Kompass.

Im Verlauf der Bahn mussten wir verschiedene markante Punkte wie Treppen, schmale Durchgänge und Böschungen finden. Die Taktik einem anderen Läufer einfach hinterher zu laufen brachte uns nicht weiter. Denn woher sollten wir wissen, welchen Kurs der Läufer lief?

Aber schließlich hatten wir alle Stationen gefunden! Reiner bewies ein besonderes Talent die Stationen aufzuspüren. Am Ziel waren wir unglaublich stolz, dass wir das gemeinsam geschafft hatten. Und die Wettkampfzentrale freute sich ebenfalls mit uns über unsere gesunde Wiederkehr.

Orientierungslauf ist ein Sport, der weder hip noch trendy ist, aber eins ist er auf jeden Fall: nämlich voll abgefahren!

Herzlichen Glückwunsch unseren beiden Nachteulen zum erfolgreichen Finish und Danke für die ganz besonderen Eindrücke.

Laut Ergebnislisten belegten unsere beiden Starter in 53:09 den tollen ersten Platz in ihrer eigenen Kategorie OM2. 

Die nächste Gelegenheit zum Orientierungslauf bieten wir heute kurzfristig ab 21:13 Uhr. Nach unserem Glühweinlauf im Hosterwald. Offene Wertung. Alle Kategorien. Kompass und Tasse werden gestellt 🙂